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Samstag, 17. April 2021

Zeugen dafür

Wofür?

Im Evangelium des 3. Ostersonntags heißt es:

»Jesus sagte zu ihnen: So steht es in der Schrift: Der Messias wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen, und in seinem Namen wird man allen Völkern, angefangen in Jerusalem, verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden. Ihr seid Zeugen dafür.« (Lk 24,48)
Der Zeuge bezeugt den Tod und die Auferstehung Jesu, er bezeugt, daß wir Sünder sind, er bezeugt die Notwendigkeit unserer Umkehr und also die Lebensnotwendigkeit der Beichte.

Das setzt voraus, daß der Zeuge das Grundlegende verstanden hat: Was die Welt zu bieten hat und was sie nicht zu bieten hat. Der Zeuge hat keine Illusionen. Er weiß, wie es um ihn steht und wo das wirkliche Glück ist und wie man es erreicht.

Was arg theoretisch klingen mag, leuchtet bald ein, wenn man zum Beispiel das Leben von jemandem betrachtet, der ein Zeuge im oben genannten Sinne war. Nehmen wir die heilige Bernadette, die Seherin von Lourdes, die achtzehnmal die Muttergottes schauen durfte.

Man vergißt über soviel Bevorzugung vielleicht die Kehrseite dieses Lebens, die der lichtumstrahlten Gestalt der Erscheinungen korrespondiert: Nämlich daß Armut, Krankheit und Erniedrigung die lebenslangen Gefährtinnen der begnadeten Seherin waren.

Im Kloster, in welches Bernadette nach den Erscheinungen  eintritt, wird ihre Profeß immer wieder hinausgeschoben, da man sie für ein kleines, dummes Ding hält. Daß sie von Kindheit an eine Kranke ist, die an Asthma leidet, und im Kloster eine gedemütigte Schwerkranke, die an schmerzlichster Knochenmarkstuberkulose dahinsiecht, sind nur einige Fakten dieses Lebens, das, je mehr man über es erfährt, um so staunenswürdiger wird.

Während der dritten Erscheinung am 18. Februar 1858 sagt Maria zu der vierzehnjährigen Bernadette: »Ich verspreche Ihnen nicht, Sie in dieser Welt glücklich zu machen, sondern in der anderen«.

Wer, der diese himmlische Aussage vernimmt, fährt nicht innerlich zusammen? Hat das die Muttergottes tatsächlich gesagt? Jesus selbst sagt doch: »Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben«  (Joh 10,10). Gilt diese Zusage Jesu nicht für Bernadette?

Doch, sie gilt auch für Bernadette. So wie sie für jeden Christen gilt, der tatsächlich Christ sein will. Aber nur, wenn der Christ – und da kann Bernadette die unerbittliche, prophetische Lehrmeisterin für uns heute sein - , wenn der Christ ernst macht damit, die omnipräsente Vergötzung der Welt zu beenden.

Denn dem Christen ist die Welt nicht das, für was sie sich gemeinhin präsentiert. Sie ist nicht das glitzernde Sesamöffnedich für die totale Erfüllung. Die Welt und ihre sogenannten Schätze, dies der nüchterne biblische Befund, vergehen. Wer sich daran festhält, ist über kurz oder lang nicht der Glückliche, sondern der Betrogene.

Mit Trübsinn hat das nichts zu tun, mit billiger Vertröstung auf Jenseitiges ebenso wenig. Alles dagegen mit Augen, die sich öffnen und zu sehen anfangen und derart einzuschätzen vermögen, was die Welt zu bieten hat und was nicht.

Klug ist derjenige, der die Welt als eine vorläufige wahrnimmt und auf diese desillusionierende Weise der von Christus verheißenen sehr realen Lebensfülle nahekommt.

Wer in der Welt in der ersten Reihe sitzen will und sich dort einrichtet, so als sei diese Welt die bleibende Stätte, wird unglücklich. Bernadette hatte selbst die geliebte Grotte loszulassen.

Wer dagegen in der Welt den letzten Platz einnimmt und sich ausrichtet auf die zukünftige Stadt hin, die himmlische, der hat gute Chancen, schon jetzt glücklich zu werden.

Hat sich also die Muttergottes geirrt, als sie zu Bernadette sagte, sie werde in dieser Welt nicht glücklich?

Nein, die Muttergottes hat die Wahrheit gesagt. Man muß nur genau hinhören. In dieser Welt, sagt Maria. Und so stimmt es. In dieser Welt wurde Bernadette nicht glücklich, denn niemand wird in dieser vergänglichen Welt glücklich. Nur in der anderen. Doch diese andere Welt kann, wer will, jetzt anfangen.

Darum ist es die pure Wahrheit, wenn Bernadette bekennt: »Sehen Sie, meine Geschichte ist ganz einfach. Die Jungfrau hat sich meiner bedient, dann hat man mich in die Ecke gestellt. Das ist nun mein Platz, dort bin ich glücklich, und dort bleibe ich.«

Grafik: wikicommons


Freitag, 22. Juni 2018

Zeugen


Eigentlich ist es einfach. Das christliche Leben lernt man durch die Zeugen. Denn was macht der Zeuge? - Genau. Er zeugt. Er zeugt Nachkommen und er be-zeugt die Wahrheit. Der erste Zeuge, wie könnte es anders sein, ist Christus,  Er ist, so nennt Ihn das letzte Buch der Bibel, der treue Zeuge (Offb 1,5).

Der 2016 im Alter von 87 Jahren in den Kardinalsrang erhobene Priester Ernest Simoni ist ein Zeuge in der Nachfolge Christi. 27 Jahre verbrachte er als Gefolterter in den kommunistischen Lagern Albaniens. 27 Jahre der Erniedrigung, der Torturen, der schrecklichen Schmähungen. 

Am 21. Juni 2018 hat Ernest Kardinal Simoni im Stift Heiligenkreuz den erstmals verliehenen Thomas-Morus-Preis, gestiftet vom Alten Orden vom St. Georg, erhalten.

Da steht er nun: Ein kleiner Mann, mit unbestechlichen Augen, der zu Versöhnung und mehr Glauben und mehr Liebe aufruft. Ein kleiner Mann, der – stellvertretend für die ungezählten Toten des albanischen Unrechtsregimes – mit seiner Existenz bezeugt, daß die Liebe immer siegt. 

Und den Kardinal wahrnehmend, begreift man besser das christliche Mysterium, welches im Geheimnis der Weihnacht seinen sichtbaren Weg unter uns offenbart.

Es ist die ewige Geschichte der Geburt der Liebe unter der Verfolgung. Die Namen der Verfolger wechseln. Herodes, Hoxha. Die ewige Geschichte der Wahrheit bleibt. Und der Christ ist aufgerufen, sich hineinnehmen zu lassen in die Geschichte des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe. Gewiß zu sein, daß das Kreuz nur ein anderer Name für Ewigkeit ist. Daß der Glaube in der Liebe wirksam ist und daß die Liebe stets stärker ist. In den Worten des heiligen Apostels und Evangelisten Johannes: Und das ist der Sieg, der die Welt besiegt hat: unser Glaube (1 Joh 5,4).

Und man versteht auch dies: Der Christ braucht keine Angst zu haben. Denn wer auf der Seite Christi steht, steht auf der Seite des Siegers, noch dann, wenn die Herrscher den Christen in die Abwasserkloaken verbannen – so geschehen bei dem Priester Simoni, der, nach etlichen Jahren der Folterung und Inhaftierung, schließlich in den unterirdischen Kloaken arbeiten muß, weil das Regime derart wähnt, den Priester, der von seiner Seelsorge nicht abläßt, endlich zu zerbrechen.

Ein kleiner Mann. Ein kleiner Mann, der den christlichen Preis bezahlt hat. Der seine Feinde nie gehaßt hat. Der evangeliumsgemäß sagt: Es wird dem Knecht nicht anders ergehen als dem Meister. Aber der weiß, daß das Weizenkorn, wenn es stirbt, reiche Frucht bringt.

Die Zeugen sind nicht tot, sie leben mitten unter uns. Sie sind diejenigen, die sich, unter Schmerzen und Schreien, wie es bei Geburten ist, vom Gott der Liebe gebären lassen in die Welt hinein, damit die Welt erkennt, wer Gott ist und wer der Mensch. Sie gehören zu denjenigen, die – wie damals, zu Bethlehem – als Hirten zur Krippe gehen und in dem schwachen Kind die verborgene, verrückte, allmächtige Liebe Gottes zum Menschen wahrnehmen und die an diese Macht der Liebe glauben. Die dem Licht der Weihnacht vertrauen, welches bekanntlich in der Finsternis leuchtet.

Und die das Licht nicht für sich behalten, sondern, da Zeugen ein Tu-Wort ist, es weiterreichen.

An uns.

Foto:
S.E. Ernest Kardinal Simoni mit dem Apostolischen Nuntius in Österreich, S.E. Dr. Peter Stephan Zurbriggen. © Alter Orden vom St. Georg