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Samstag, 23. Mai 2020
The Chosen
Hat Jesus gelächelt? Gar gelacht? Hat er bisweilen verschmitzt dreingeschaut?
Für die neue Spielfilmserie The Chosen (Die Erwählten), die in etlichen Episoden aus dem Leben Jesu und Seiner Jünger erzählt und die weltweit unter Christen zum Hit geworden ist, ist diese Frage keine. Sie zeigt nämlich wie selbstverständlich den Jesus, der auch gelacht hat. Damit aber bringt The Chosen die Gestalt des Jesus von Nazareth auf neue, erfrischende und unverschämte Art den Zuschauern nahe - Jesus, der wahre Mensch. Und dies ohne in das Cliché des billigen Abziehbildes zu driften, nach dem Motto: Jesus, ein Mensch wie Du und Ich.
Man schaue etwa die Szene der Berufung der ersten Jünger, die der Film kombiniert mit der berühmten Petrusszene des wunderbaren Fischfangs.
Petrus, sein Bruder Andreas, die Donnersöhne Jakobus und Johannes und deren Vater haben eine frustrierende Nacht auf dem See hinter sich. Leere Netze, vergebliches Mühen.
Dann steht dieser jüdische Rabbi am Ufer und sagt tatsächlich zu Petrus, dem Meisterfischer: Wirf das Netz noch einmal aus!
Wie bitte? Soll das ein Witz sein? Die Nacht ist zum Fischen da, nicht der Morgen. Doch dieser Rabbi, den Andreas, wie er seinem Bruder mitteilt, für den Messias hält, ändert seinen Befehl nicht. Er schaut unverwandt den Petrus an. Und dieser gibt schließlich nach: Alright. Er will keinen Streit vom Zaun brechen mit diesem rabbinischen Gelehrten. Tun wir ihm den Gefallen.
Und er und sein Bruder werfen das Netz noch einmal ins Wasser. Und danach macht Petrus die besserwisserische Geste zu dem Mann am Ufer hin, die ohne Worte besagt: Zufrieden? Es ist eh umsonst.
Und im Gegenschnitt sieht man Jesu Gesicht. Und auch er bleibt jetzt ohne Worte. Aber in seinem Gesicht steht, mit leichter Kopfbewegung, das gleichsam humoristische, augenzwinkernde: Schau‘n wir mal.
Und drei Sekunden später gibt es was zum Schauen. Das Boot des Petrus‘ wird mit einem Ruck angezogen. Die Fischer kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Netze sind zum Bersten gefüllt. Es ist alles wahr, was der Mann gesagt hat.
Und dieser Mann freut sich mit seinen zukünftigen Menschenfischern Er steht am Ufer und lächelt. Er lächelt über die himmlischen Wunder und die Menschen, die ihr Glück nicht fassen können. Er lächelt, weil er sich freut für diesen Petrus, dem sich gerade die Fülle des Lebens offenbart.
Und dann – denn dieser lächelnde, durch und durch menschliche Freund am Ufer ist zugleich der wahre Gott – zeigt der Film diese göttliche Seite des am Ufer Stehenden, dabei auch jetzt die Balance der beiden Naturen Jesu wahrend.
Während nämlich Petrus aus dem Schiff steigt und vor Jesus niederfällt und in Tränen ausbricht und sein Schuldbekenntnis stammelt und den über ihm Stehenden schon wissend fragt, ob Er das Lamm Gottes sei, worauf Jesus nur sagt: I am - , beugt sich schließlich Jesus, in wunderbarer göttlicher und menschlicher Souveränität, zu seinem ersten Jünger nieder und sagt ihm das herrliche Wort: Follow me.
Donnerstag, 16. März 2017
»Wähle also das Leben!«
Wer ein bißchen bibelfest ist, weiß, daß dieser Imperativ gleichsam das Testament des Moses ist, welches er seinem Volk eindringlich ans Herz legt, bevor dieses ins Gelobte Land einzieht.
Ausführlicher heißt es:
Davon ausgehend, läßt sich sagen: Die fundamentale Berufung eines jeden Menschen ist exakt das: Zu leben. Die erste Berufung ist nicht, Arzt zu sein oder Schauspieler oder Vater oder Dompteur oder Zuckerbäcker, sondern vielmehr ganz ursprünglich und ganz nackt: Zu leben. Und diese Berufung verbindet uns alle.
Man sollte meinen: Logisch! Denn alles andere ergibt sich ja daraus. Zu lieben (welch’ hehre Berufung) ist nur möglich, wenn derjenige, der da liebt, das Grundlegende tut: Die Tatsache anzunehmen, daß er am Leben ist und daß dieses sein Leben lebenswert und also kostbar ist.
Wenn man das einmal gründlich verstanden hat, und die Betonung liegt auf gründlich, dann versteht man mehr über die Misere der Jetztzeit.
Denn unser Heute ist geradezu davon gebrandmarkt, daß diese erste Berufung vergessen oder ignoriert oder bei Seite geschoben oder lächerlich gemacht oder mit Füßen getreten oder schlicht und ergreifend für null und nichtig erklärt wird. Die vielbeschworene bioethische Debatte gäbe es nicht, wenn wir die erste Berufung beherzigen würden.
Fragen Sie mal in einer gemütlichen Runde, was ein jeder für seine erste Berufung hält? Sie werden erstaunt sein, welche Antworten Ihnen präsentiert werden. Und man kann nahezu die Wette eingehen, daß niemand sagen wird: Ich will leben, das ist meine erste Berufung.
Oder: Was meinen Sie, warum in einer x-beliebigen europäischen Stadt die Mehrheit der Heranwachsenden stundenlang im Internet verbringt oder sich mehr und mehr daran gewöhnt, den Cannabis-Joint zu rauchen? Weil Surfen und Rauchen so spannend ist? – O nein, das ist nicht der Grund. Es ist weitaus ernster. Die erste Berufung, nämlich zu leben, diese Grundlage von allem ist schwer verwundet, und schwere Verwundungen tun weh und also flieht man sie. Und darüberhinaus, man hat die wunderbare erste Berufung vermutlich nie wirklich gelernt.
Früher wurde einem im humanistischen Gymnasium die profunde Weisheit vermittelt: Non scholae, sed vitae discimus (Nicht für die Schule, sondern für’s Leben lernen wir). Das Leben, darum ging’s.
Und heute?
Heute locken die virtuellen Welten. Ein Klick genügt. Und schon stirbt man im künstlichen Paradies, während das schöne, eigene Leben darauf wartet, gewählt zu werden.
Ausführlicher heißt es:
»Hiermit lege ich dir heute das Leben und das Glück, den Tod und das Unglück vor. Wenn du auf die Gebote des Herrn, deines Gottes, auf die ich dich heute verpflichte, hörst, indem du den Herrn, deinen Gott, liebst, auf seinen Wegen gehst und auf seine Gebote, Gesetze und Rechtsvorschriften achtest, dann wirst du leben und zahlreich werden und der Herr, dein Gott, wird dich in dem Land, in das du hineinziehst, um es in Besitz zu nehmen, segnen. Wenn du aber dein Herz abwendest und nicht hörst, wenn du dich verführen läßt, dich vor anderen Göttern niederwirfst und ihnen dienst - heute erkläre ich euch: Dann werdet ihr ausgetilgt werden; ihr werdet nicht lange in dem Land leben, in das du jetzt über den Jordan hinüberziehst, um hineinzuziehen und es in Besitz zu nehmen. Den Himmel und die Erde rufe ich heute als Zeugen gegen euch an. Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle also das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen. Liebe den Herrn, deinen Gott, hör auf seine Stimme und halte dich an ihm fest; denn er ist dein Leben.«»Wähle also das Leben!« Dieser Imperativ ist so etwas wie ein roter Faden in der gesamten Heiligen Schrift. Denn wer das Leben wählt, der wählt Gott. Schließlich ist Gott der Schöpfer des Lebens, und schließlich sagt Jesus im Neuen Testament in einer seiner berühmten ICH-BIN-Worte: »Ich bin das Leben.«
(Deuteronomium 30,15–20)
Davon ausgehend, läßt sich sagen: Die fundamentale Berufung eines jeden Menschen ist exakt das: Zu leben. Die erste Berufung ist nicht, Arzt zu sein oder Schauspieler oder Vater oder Dompteur oder Zuckerbäcker, sondern vielmehr ganz ursprünglich und ganz nackt: Zu leben. Und diese Berufung verbindet uns alle.
Man sollte meinen: Logisch! Denn alles andere ergibt sich ja daraus. Zu lieben (welch’ hehre Berufung) ist nur möglich, wenn derjenige, der da liebt, das Grundlegende tut: Die Tatsache anzunehmen, daß er am Leben ist und daß dieses sein Leben lebenswert und also kostbar ist.
Wenn man das einmal gründlich verstanden hat, und die Betonung liegt auf gründlich, dann versteht man mehr über die Misere der Jetztzeit.
Denn unser Heute ist geradezu davon gebrandmarkt, daß diese erste Berufung vergessen oder ignoriert oder bei Seite geschoben oder lächerlich gemacht oder mit Füßen getreten oder schlicht und ergreifend für null und nichtig erklärt wird. Die vielbeschworene bioethische Debatte gäbe es nicht, wenn wir die erste Berufung beherzigen würden.
Fragen Sie mal in einer gemütlichen Runde, was ein jeder für seine erste Berufung hält? Sie werden erstaunt sein, welche Antworten Ihnen präsentiert werden. Und man kann nahezu die Wette eingehen, daß niemand sagen wird: Ich will leben, das ist meine erste Berufung.
Oder: Was meinen Sie, warum in einer x-beliebigen europäischen Stadt die Mehrheit der Heranwachsenden stundenlang im Internet verbringt oder sich mehr und mehr daran gewöhnt, den Cannabis-Joint zu rauchen? Weil Surfen und Rauchen so spannend ist? – O nein, das ist nicht der Grund. Es ist weitaus ernster. Die erste Berufung, nämlich zu leben, diese Grundlage von allem ist schwer verwundet, und schwere Verwundungen tun weh und also flieht man sie. Und darüberhinaus, man hat die wunderbare erste Berufung vermutlich nie wirklich gelernt.
Früher wurde einem im humanistischen Gymnasium die profunde Weisheit vermittelt: Non scholae, sed vitae discimus (Nicht für die Schule, sondern für’s Leben lernen wir). Das Leben, darum ging’s.
Und heute?
Heute locken die virtuellen Welten. Ein Klick genügt. Und schon stirbt man im künstlichen Paradies, während das schöne, eigene Leben darauf wartet, gewählt zu werden.
Grafik:
https://unsplash.com/@slavromanov
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