Donnerstag, 3. November 2016

Widerstand IV – Wir

Welches sehr einfache Mittel ist uns gegeben, für die Kultur des Lebens zu kämpfen?

Die Antwort lautet: Das Ave Maria.

Wie ist das zu verstehen?

Dazu muß man einen Blick in die theologische Überlieferung werfen. Danach ist der Sündenfall im Paradies nicht die erste, sondern die zweite Katastrophe. Das theologische Nachdenken über das Geschehen im Paradies und das Versagen von Adam und Eva führt zu der schlüssigen Annahme, daß bereits vor dem Sündenfall eine Abfallbewegung im himmlischen Bereich stattfand.

Wie das?

Tatsache ist, daß Gott zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Weltgeschichte Mensch wird, so wie wir es im großen Glaubensbekenntnis bekennen: … hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden. Diesen göttlichen Entschluß – so nun die theologische Überlegung – hat Gott vor unvordenklichen Zeiten den Bewohnern des himmlischen Äons mitgeteilt. Und genau da geschieht die erste Katastrophe.

Luzifer und sein Anhang gehen in den Protest. Sie sagen nein. Nein zum Plan Gottes. Nein zur Menschwerdung der zweiten göttlichen Person, nein zur Fleischwerdung Jesu Christi. Denn zum Plan dieser Menschwerdung gehört zugleich ein junges jüdisches Mädchen namens Maria. Und das bedeutet in Folge, daß Luzifer, der hochstehende Engel, vor diesem jungen Mädchen als der designierten Königin der Engel das Knie zu beugen hat.

Der Stolz als die kapitale Sünde des Menschen ist präfiguriert in der Revolte Luzifers und seiner Abtrünnigen. Wir wissen aus dem letzten Buch der Heiligen Schrift, wie diese luziferische Revolte endete: »Da entbrannte im Himmel ein Kampf; Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften, aber sie konnten sich nicht halten, und sie verloren ihren Platz im Himmel. Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf die Erde gestürzt, und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen« (Offb 12,7ff).

Verständlich wird nun das Weitere: In alle Ewigkeiten – denn Luzifer und sein Gefolge sind auf ewig Verdammte – weigert sich der Widersacher, Maria auch nur zu grüßen. Der englische Gruß des treuen Erzengels Gabriel ist Luzifer verhaßt. Gegrüßet seist du, Maria – diese Worte werden nie über die Lippen Luzifers kommen.

Das aber heißt für uns: Jedesmal, wenn wir das Ave Maria beten, widersagen wir dem Satan und all seiner Verlockung. In einer entschiedenen und zugleich einfachen Weise widersetzen wir uns der verführerischen Macht der Kultur des Todes, die der Widersacher ist, und wählen stattdessen betend die Schönheit der Kultur des Lebens. Wir wählen Maria.

Pater Buob konnte daher pointiert sagen, daß das Ave Maria im Grunde »der kürzeste Exorzismus« ist, »ein befreiendes Gebet«.

Grafik:   Wien, Michaelerkirche, Portal, Erzengel Michael, wikicommons©Andreas Praefcke