Mittwoch, 9. November 2016

Priestertum und Lebensschutz

Priestertum und Lebensschutz gehören untrennbar zusammen. Wie könnte es auch anders sein, hat doch Jesus Christus selbst, der Hohepriester, von sich gesagt: ICH bin das Brot des Lebens (Joh 6,35). Der Priester, der alter Christus, steht in der Nachfolge dieses Ich-Bin-Bekenntnisses. – Einige grundsätzliche Anmerkungen zu Priestersein und Lebensschutz von Father Frank Pavone, Direktor von Priests for Life.

1.   Unser Dienst für die ungeborenen Kinder im Mutterleib ist nicht etwas, was zu unserem Dienst als Priester, den wir bereits ausüben, dazukäme oder gar von ihm losgelöst sei. Das Evangelium von Jesus Christus ist identisch mit dem Evangelium des Lebens. Die Erhöhung des Menschen bis in die Höhen des Himmels ist die Hoffnung, die wir der Menschheit anbieten. Es ist unmöglich, diese Hoffnung anzubieten und zugleich die Probleme zu ignorieren, die eben diese Menschheit entwürdigen und zerstören.

2.   Die Abtreibungsgewalt zerstört mehr Menschenleben in dieser Welt als alles andere. Weltweit werden jedes Jahr etwa 42–50 Millionen Kinder durch Abtreibung getötet. Weder Kriminalität noch Krankheit, weder Naturkatastrophen noch Kriege, noch terroristische Handlungen, noch Armut, noch Aids fordern mehr Opfer.

3.   Die Abtreibung ist nicht nur eine Sünde gegen das Leben, sie ist eine Sünde gegen die Hoffnung. Frauen treiben nicht ab, weil sie die »Freiheit der Wahl« haben, sondern vielmehr weil sie das Gefühl haben, keine Freiheit und keine Wahl zu haben. Es ist nicht Freiheit, sondern es ist die zwingende Macht der Verzweiflung, die Frauen und Männer in die Abtreibungsstätten treibt. Unsere Aufgabe besteht folglich nicht darin, ihnen ihre »Rechte« zu nehmen, sondern ihre Verzweiflung. Die Kirche bietet Hoffnung und spricht zu ihnen dieselben Worte, die Jesus zu uns allen spricht: »Ich bin bei dir.«

4.   Indem man für das Leben ist, ist man für die Frau. Diejenigen, die die Abtreibung unterstützen, versuchen der Öffentlichkeit weis zu machen, daß sie auf der Seite der Frau stehen, während wir zum Baby halten. Aber der tatsächliche Unterschied zwischen den beiden Seiten der Auseinandersetzung besteht darin, daß jene sagen, man könne Mutter und Kind trennen, wir dagegen sagen: das ist unmöglich. Mutter und Kind sind unzertrennbar füreinander bestimmt. Zerstört man das Kind, zerstört man auch die Mutter; indem man dem Kind dient, dient man auch der Mutter. Die Lebensrechtsbewegung sagt: »Liebt sie beide!«

5.   Unsere Solidarität mit der Frau führt uns dazu, Alternativen zur Abtreibung anzubieten. Indem die Kirche mit den Lebenszentren, wo Schwangerschaftsberatung angeboten wird, weltweit zusammenarbeitet, vermag sie das größte Leuchtfeuer der Hoffnung zu werden, derart, daß die Menschen einsehen, sie brauchen nicht ihre Kinder zu zerstören, um ihre Probleme zu lösen.

6.   Diese Solidarität mit der Frau erstreckt sich auch auf diejenigen, die bereits eine Abtreibung hinter sich haben. Das Evangelium des Lebens ist das Evangelium der Barmherzigkeit. Die Hoffnung auf Barmherzigkeit gilt dabei gleichermaßen für Frauen und Männer, für all diejenigen, die ein Kind (oder Kinder) durch Abtreibung verloren haben, wie auch für diejenigen, die an der Abtreibung beteiligt waren. Der weltweite Dienst von Rachel’s Vineyard® (Rachels Weinberg®, vgl. Jer 31,15–17), unter der Schirmherrschaft von Priests for Life, organisiert jedes Jahr Hunderte von Heilungswochenenden. Dort finden Eltern und Familien von abgetriebenen Kindern zu innerem Frieden, zur Versöhnung mit Christus und zur Versöhnung mit seiner Kirche.

7.   Wenn wir also über Abtreibung predigen, dann wollen wir zuerst über die Solidarität mit den Frauen vor und nach einer Abtreibung sprechen. Und dann wollen wir den Menschen zu verstehen geben, daß Abtreibung sie genauso betrifft, wie Armut, Krankheit und Krieg sie betreffen. Warum mischen wir uns ein, wenn Menschen von diesen Dingen betroffen sind? Weil sie unsere Brüder und Schwestern sind. Ebenso sind die Kinder, die durch Abtreibung getötet werden, unsere Brüder und Schwestern. Ebenso sind es die Mütter und Väter, die Hoffnung und Kraft brauchen, um ja zum Leben zu sagen.

8.   Jede kirchliche Lehre, jedes Sakrament und jede Zeit im Kirchenjahr kann mit unserer Pflicht verknüpft werden, menschliches Leben zu verteidigen. Jesus spricht zum Beispiel in der Eucharistiefeier vier Worte, welche der Welt das Leben spenden; doch die Kultur des Todes verdreht dieselben Worte, um die Gewalt zu rechtfertigen: »Das ist mein Leib.« Die Befürworter der Abtreibung sagen: »Dies ist mein Körper. Ich kann mit ihm machen, was ich will, auch wenn dabei mein Baby umkommt.« Jesus dagegen sagt: »Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird, damit ihr das Leben habt.«

Die Eucharistie ist in der Tat der Sieg des Lebens über den Tod, wodurch die Macht des Todes – und damit auch der Abtreibung – überwunden wird. Darum ist es für uns Priester nicht nur angemessen, darüber zu predigen, sondern wir sollen sogar mit der absoluten Überzeugung predigen, daß der Kampf fürs Leben bereits gewonnen ist und daß wir der Abtreibung ein Ende bereiten können, indem wir diesen Sieg des Lebens verkünden, feiern und dienend verwirklichen.

Grafik:   www.alte-messe.de