Samstag, 10. April 2021

Emmaus 2021

Wer sieht den Auferstandenen?

Nennen wir anhand des Berichts der Emmausjünger drei menschliche Voraussetzungen, um den Auferstandenen sehen zu dürfen. Nennen wir sie die drei Bereitschaften.

Die erste Bereitschaft ist die, ein offenes, waches, bereites Herz zu haben.

In der Fastenzeit ermahnt die Kirche die Gläubigen stets aufs neue mit der Weisung: Verhärtet nicht euer Herz! Ein verhärtetes Herz ist ein verstocktes, besserwisserisches, uneinsichtiges Organ. Dieses Herz ist blind für die Zuneigung Gottes.

Die Emmausjünger sind anders. Bei aller Niedergeschlagenheit und Traurigkeit wahren sie sich ein Herz der Sehnsucht. Man erkennt es daran, daß ihr Herz sich gerade nicht verhärtet, sondern tatsächlich in Brand setzen läßt: Brannte nicht unser Herz in uns, als Er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete? (Lk 24,32)

Die zweite Bereitschaft ist die Bereitschaft zur Verwandlung. Will ich mich verwandeln lassen vom Blick Jesu, von Seinem Wort, von Seiner Liebe? 

Kleopas und sein Gefährte ändern sich. Das Kennzeichen? Sie lassen ihre depressive Zweisamkeit aufbrechen zum Dritten hin. Und mehr noch: An diesen Dritten, den Auferstandenen, richten sie ihr Gebet: Bleibe bei uns; denn es wird Abend, der Tag hat sich schon geneigt! (Vers 29)

Schließlich die dritte Bereitschaft. Es ist die Bereitschaft, sich senden zu lassen und damit Zeugen des Auferstandenen zu sein. Auch hier das eindeutige Zeichen: Nach der Begegnung mit dem Auferstandenen brechen die Beiden auf und gehen zurück nach Jerusalem, um den Jüngern dort die Frohe Botschaft zu künden.

Sehnsucht. Verwandlung. Zeugenschaft. Diese sind notwendig, was den Menschen betrifft.

Und was Gott betrifft?

Da gilt: Jesus offenbart sich dem, dem Er sich offenbaren will. Er unterliegt keinem Zwang. Doch wo der Auferstandene die genannten drei Bereitschaften antrifft, da wirken diese in Art eines Magnets. Sie ziehen an. Sie ziehen die Liebe an. Und dann kann es geschehen, daß einem selbst die Augen aufgehen und das Herz zu brennen beginnt.

Und dann sollten wir es wie die Emmausjünger machen: Wir sollten den Herrn bitten, bei uns zu bleiben.

Dieses Gebet, womöglich das erste überhaupt an den Auferstandenen, ist das Gebet für uns heute. Dringender denn je.

       
Grafik: Emmaus. Willem Herreyns (1743-1827), Emmaus. wikicommons