Freitag, 7. Dezember 2018

Die Geschenke. Und das Geschenk.


»Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann.«

So, vor bereits über vierzig Jahren, das im Nachhinein berühmt gewordene Diktum des deutschen Juristen E.-W. Böckenförde.

Wer etwa, so kann man zurecht fragen, gibt dem Staat die Regel, daß die Staatsbürger friedlich zusammenleben sollen? Woher bezieht der säkulare Staat eine solche Maxime? Aus welchen Quellen bezieht das deutsche Grundgesetz seine Norm von der Unantastbarkeit der Würde jedes Einzelnen?

Der Staat selbst, will er etwa die inhärente Unveräußerlichkeit der menschlichen Würde begründen, muß Anleihen bei außerstaatlichen Instanzen machen. Um bei diesem Beispiel zu bleiben: Die christliche Anthropologie, hier die Sicht des Menschen als imago Dei, als Ebenbild Gottes, garantiert dem Menschen eben die Würde, von der der Staat zehrt.

Man kann freilich noch viel weitergehen. Dann sieht man, daß der säkulare Staat permanent auf den Schultern des Christentums steht, ohne das Fundament zu benennen oder überhaupt noch zu kennen.

Beispiel Advent.

Der Konsument wird tagein tagaus sperrfeuergleich attackiert, damit er seine sogenannten Lieben zu Weihnachten endlich mit der neuesten technischen Errungenschaft oder dem verführerischsten Parfum beschert. Weihnachten: Das überdimensionierte Konsumharmageddon.

Wieso eigentlich?

Warum beschenken wir uns nicht im Wonnemonat Mai? Wenn  die Maiglöckchen blühen und die Walzerklänge in den Prateralleen locken und die Tage wärmer sind?

Aber nein, der Mai geht nicht. Denn wir leben halt, ob es uns nun bewußt ist oder nicht, in den christlichen Ressourcen, die wir gnadenlos verbrauchen. Und jeder Konsumartikel, glitzernd verpackt und gelangweilt entpackt, weist, vom Konsumenten unbeachtet, über sich hinaus auf das größte denkbare Geschenk überhaupt: Auf die Menschwerdung des wahren Gottes Jesus Christus.

Darum ist es nicht der Mai, sondern der Dezember. Denn der säkulare Staat verbraucht die christliche Voraussetzung, die er selbst nicht zu gewährleisten vermag.

Und selbst dann, wenn eine Zeit kommen sollte, in der in Österreich und Deutschland (um nur diese beiden Länder zu nennen) die christliche Substanz aufgebraucht und eine Revolution in Art der französischen eine neue Kalenderordnung einführen würde, so würden, wie es die Heilige Schrift nennt, die Steine aufschreien (Lk 19,40).

Und man darf ergänzen: Auch die Tiere. Im Frankreich der terreur verendeten irgendwann die Fiakerpferde an der revolutionären Zehntageswoche. Wo die Menschen verrohen, so die Moral von der Geschich', da schreien halt die Tiere und bekunden die Wahrheit der christlichen Zeitrechnung.

Denn das Geschenk, das den Erdkreis prägt, bleibt unvermindert da. Christus bleibt da. Die Krippe bleibt da. Das Kreuz bleibt da.

Grafik: Photo by freestocks.org on Unsplash