Freitag, 7. Juli 2017

MitArbeiter

Vielen wird es ähnlich ergehen.

Ist es nicht widersprüchlich, so der Gedanke, was die Heilige Schrift einem bisweilen zumutet?

Da heißt es in der berühmten Bergpredigt: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet (Mt 7,7).

In der Offenbarung des Johannes jedoch sagt Jesus: Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten (3,20).

Vielleicht sagt nun ein mancher unwillig: Also was nun? Wer klopft? Klopft Jesus oder bin ich es, der da klopfen soll?

Der scheinbare Widersinn löst sich auf, wenn man das dritte Herrenwort, diesmal aus dem Johannesevangelium dazunimmt. Dort sagt Jesus im 15. Kapitel, Vers 5 wörtlich zu Seinen Jüngern: Getrennt von Mir könnt ihr nichts tun.

Diese Aussage Jesu ist offensichtlich ein Schlag in das Gesicht jeder menschlichen Überhebung. Die Einheitsübersetzung setzt an die Stelle des Verbs tun das Verb vollenden, was freilich ungenügend ist. Denn tatsächlich ist im Griechischen vom Tun die Rede und nicht von einem Vollenden. Letzteres würde dem Menschen die stolze Initiative überlassen, und der Herr könnte am Ende die vollendende Patina über unser Werk gießen.

Doch es ist anders. Wir sollen das Wirkliche lernen: Daß wir nichts ohne IHN vermögen.

Und das heißt dann in unserem Zusammenhang: Noch das Anklopfen muß uns beigebracht werden, denn noch nicht einmal das beherrschen wir. Und darum geht Jesus in Seiner unendlichen Entäußerung auch diesbezüglich selbst voran und ist der Erste, der anklopft. Wenn wir Sein Tun beherzigen, dann vermögen wir das Zweite: Selbst anzuklopfen, in der rechten Weise zu bitten.

Anders gesagt, mit einem weiteren Wort des hl. Apostels und Evangelisten Johannes, aus dessen drittem Brief. Unsere Aufgabe ist die der Mit-Arbeiterschaft. Wir sollen Mitarbeiter Gottes sein, wir sollen Mitarbeiter der Wahrheit werden: cooperatores veritatis (3 Joh 8). Wir sind nicht die Urheber, nicht die Copyrightinhaber. Wir sind lediglich die Verwalter, die Angestellten, die Mitarbeiter.

Der Stolze wird sich über diese Anordnung grämen oder hinwegsetzen. Doch wer vernünftig darüber nachdenkt, der wird ausrufen: Deo gratias! Gott sei Dank ist die Ordnung so, denn er weiß, daß er heillos überfordert wäre, wenn man ihm die Urheberschaft aufbürden würde. Und er ist überglücklich, daß er dennoch mitarbeiten darf.