Einstein soll dies gesagt haben.
Was gemeint ist, ist klar. Wer die Probleme richtig anschaut und analysiert, wer die korrekte, langwierige Diagnose stellt, der hat im Grunde das Problem gelöst.
Lang ist‘s her, daß Einstein dies feststellte. Unsere Zeit entscheidet sich anders. Nicht die korrekten, zeitaufwendigen Diagnosen sind gefragt, sondern die schnellen, am besten rasend schnellen Lösungen, die – man ahnt es bereits – keine Lösungen sind, weil sie nur schnell, aber wenig erleuchtet sind.
Dieser Wahn des Schnellen hält mittlerweile auch Einzug in das religiöse Leben. Das Spirituelle soll gefälligst ebenso schnell gehen. Spirituell und schnell, das reimt sich sogar. Na bravo!
Leider, oder Gott sei Dank, ist aber das Geistige kein Fast-Food-Produkt. Gut Ding will Weile haben. Und wer sein Leben ins Reine bringen will, der muß sich Zeit nehmen und darf Mühen nicht scheuen. Er muß die rechte Diagnose stellen. Und dazu gehört, daß er zuallererst einmal recht hinschaut, Bequemlichkeiten ablegt, Nebensächliches wegschafft, die Details ordnet, die Zusammenhänge wahrzunehmen beginnt, Unliebsames nicht verdrängt, sondern ins Licht hebt und bei Bedarf auf einen weisen Ratgeber hört.
Und dieses langsame, geduldige Vorgehen ist bereits Beginn der heilsamen Lösung. Nicht umsonst heißt es im Lukasevangelium (in der Vulgata-Fassung): In patientia vestra possidebitis animas vestras – wörtlich: In eurer Geduld werdet ihr eure Seelen besitzen (21,19).
In der Geduld, nicht in der Raserei.
Man wird entgegenhalten: Aber selbst im Evangelium gibt es doch die schnellen Heilungen. Sofort ist eine Vokabel, die bei den neutestamentlichen Heilungsberichten öfters vorkommt.
Das stimmt. Doch die Spontanheilungen sind nicht die Regel, sondern die Ausnahme, und diese Ausnahme hilft uns, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Denn wie oft wollen wir aufgeben, wenn die Heilung nicht so schnell eintritt, wie wir es gerne hätten. Dann kann es sein, daß wir versucht sind zu kapitulieren. Spontane, sofortige Heilungen, von Jesus gewirkt, zeigen uns sodann im unwiderstehlichen Licht der Tageshelle, daß das Ziel keine Illusion ist, sondern Wirklichkeit. Doch diese Wirklichkeit negiert nicht den ordentlichen Weg, den Weg, welcher der langsame ist.
Und schließlich: Auch der langsam Voranschreitende wird die Erfahrung der Schnelle machen, die Erfahrung der Überraschung. Auch das drückt ja Einstein aus.
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