Freitag, 9. März 2018

Ecclesia militans II


Vielleicht denkt so mancher beim Stichwort der streitenden Kirche an Schwerter und Säbelgefechte.

Das ist keineswegs falsch. Nur sollte man gleichzeitig bedenken, daß die schärfsten Schwerter im christlichen Leben die geistlichen sind. In den Worten einer Heiligen, die sich nach dem Martyrium sehnte und weiß Gott eine Kämpferin war: »Oh! das Gebet ist es, das Opfer, was meine ganze Stärke ausmacht, dies sind die unschlagbaren Waffen, die Jesus mir gegeben hat« (Thérèse vom Kinde Jesu).

Wie alles, so kann man auch dieses Bekenntnis einer Heiligen mißverstehen, derart, daß man es umdeutet in ein Bekenntnis zum Quietismus. Beten, opfern, schön und gut, das kann ich in meinem stillen, gemütlichen Kämmerlein tun, Hauptsache, ich bin weg vom Kampfplatz und dessen Getümmel.

So freilich hat es Thérèse nicht gemeint. Denn den gemütlichen Kampfplatz gibt es nicht. Der Kampf ist Kampf und kein Wohnzimmergefecht.

Mary Wagner zeigt dies in klarer Eindringlichkeit. Was macht sie?

Sie spricht vor Abtreibungsstätten schwangere Frauen an oder geht mit Rosen in den Händen in die Tötungsstätten und gibt den dort wartenden Frauen eine Rose und bittet sie, sich für ihr Kind zu entscheiden.

Und was passiert danach?

Die Angestellten der Abtreibungsstätte rufen die Polizei und Mary Wagner wird verhaftet.

Und was passiert danach?

Mary Wagner wird der Prozeß gemacht und sie wird zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Dies mittlerweile zu wiederholten Malen. Denn das kanadische Gesetz schützt per sogenannter Bannmeile das Geschäft der Abtreiber, die Tötungsstätte ist als »Privatgrund« deklariert, Lebensschützer, die diesen Privatgrund betreten, um das mörderische Geschehen zu unterbinden, werden entsprechend kriminalisiert. »Aber«, so Wagner in einem Interview, »auch auf einem Privatgrund ist es nicht in Ordnung, jemanden zu töten.«

In einem Osterbrief aus dem Gefängnis schreibt Mary Wagner: »Wir müssen alles für Christus tun. Für Christus, der uns im schmerzverzerrten Antlitz der Armen begegnet, die so arm sind, daß wir sie nicht einmal sehen und hören können.«

Das ist streitende Kirche im Jahre des Heils 2018. Mit den Waffen der Gerechtigkeit.