Freitag, 26. Mai 2017

Blau


Es kann sein, daß es lange dauert.

Man ist überwältigt von der Unausweichlichkeit. Man steht und betrachtet und wird nicht losgelassen.

Und das Merkwürdige: Selbst wenn man sich von der Wand mehr und mehr entfernt, weicht das Bild nicht zurück, sondern geht mit einem. Es ist unausweichlich, dieses Jüngste Gericht.

Ich weiß nicht, wie es Michelangelo geschafft hat, aber soviel steht fest: Nachdem man dieses Jüngste Gericht gesehen hat, kann man es nicht im Kopf archivieren unter anderen Bildern, die man in Museen gesehen hat. Denn dieses Bild hängt nicht in einem Museum, sondern in einer Kapelle. Und nur dort, in der Sixtinischen Kapelle, ist dieses Bild überhaupt auszuhalten.

Und vielleicht ist man etliche Schritte vom Bild entfernt, immer weiter gleichsam zurückgewichen vor dieser erschreckenden Größe, bis man es schließlich wahrnimmt: Dieses Blau.

Das Blau des Gewands der Muttergottes. Blau ist die Farbe des Himmels. Und Rot, die zweite klassische Farbe, in die Michelangelo Maria kleidet, ist die Farbe der Liebe. So stimmt es: Blau und Rot. Die Liebe und der Himmel. Denn dorthin, in den Himmel, will uns die Liebe, die in Maria lebt, führen.

In Fatima zeigt Maria drei kleinen Hirtenkindern die Hölle. Michelangelo zeigt allen, die in die Sixtina kommen, daß es diese Hölle und ihre Verdammten gibt.

Aber Gott sei Dank gibt es dieses leuchtende Blau des Himmels. Gott sei Dank gibt es die Muttergottes, die sich an ihren Sohn, den Weltenrichter, schmiegt und liebevoll Fürsprache hält, wie wir in jedem Ave Maria beten: Bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes.

Und Gott sei Dank werden am 13. Juni alle österreichischen Bischöfe gemeinsam in Mariazell Österreich und seine Bewohner der Muttergottes, der Magna Mater Austriae, anvertrauen. Dies geschieht im Rahmen eines Festgottesdienstes, der um 11.15 Uhr beginnt. Dabei soll das Gebet verwendet werden, welches Papst Benedikt XVI. bei seinem Österreichbesuch 2007 gebetet hat:
Heilige Maria, makellose Mutter unseres Herrn Jesus Christus, in dir hat Gott uns das Urbild der Kirche und des rechten Menschseins geschenkt. Dir vertraue ich das Land Österreich und seine Bewohner an: Hilf uns allen, deinem Beispiel zu folgen und unser Leben ganz auf Gott auszurichten! Laß uns, indem wir auf Christus schauen, ihm immer ähnlicher, wirklich Kinder Gottes werden! Dann können auch wir, erfüllt mit allem Segen seines Geistes, immer besser seinem Willen entsprechen und so zu Werkzeugen des Friedens werden für Österreich, für Europa und für die Welt. Amen.

Grafik:    Last Judgement (Michelangelo).jpg. wikicommons