In den Jahren 1981 bis 1989 erscheint die Gottesmutter Maria Schülerinnen aus dem ruandesischen Dorf Kibeho. Die Botschaften der Muttergottes, die sich als Mutter des Wortes vorstellt, sind denkbar einfach und einprägsam: Umkehr, Buße, Gebet und die sühnende, rettende Kraft des Leidens sind die wesentlichen Inhalte. Kehrt um, solange es noch Zeit ist, heißt es in einer Botschaft. Ein andermal: Die Welt rennt ins Verderben, sie droht in den Abgrund zu fallen.
Jahre später, 1994, werden die blutigen Flüsse Wirklichkeit. Innerhalb dreier Monate, von April 1994 bis Juli 1994, kommt es zum schrecklichen Völkermord in Ruanda. Angehörige des Stammes der Hutu, welche die ethnische Mehrheit in Ruanda bilden, töten in einer Art Blutrausch Stammesangehörige der Tutsi-Minderheit. Die Zahl der Ermordeten beläuft sich nach Schätzungen auf 800.000 Opfer. Marie-Claire, eine der Seherinnen, ist unter den Ermordeten.
Erschreckend auch dies: Der reiche Westen sieht dem Genozid im Grunde tatenlos zu. Die Friedenstruppen der UNO versagen, wirksame humanitäre Interventionen der sogenannten Ersten Welt bleiben aus. Das Blutbad nimmt derart ungehindert seinen Lauf. Filme, die auf wahren Begebenheiten beruhen – wie etwa Hotel Ruanda oder Shooting Dogs –, geben eine Ahnung vom erschütternden Ausmaß der Katastrophe und zeigen zugleich den heldenhaften Einsatz Einzelner – bis zur Hingabe ihres Lebens.
Ruanda. Kibeho. Fernes Afrika. Und wir?
Ein anderer, der in Kibeho lebt und wirkt, ist der Pallotinerpater Zbigniew Pawłowski. Er betreut als Priester die zahlreichen Pilger des Heiligtums. Er gibt in dem nämlichen Interview zu bedenken: »Grundsätzlich lag den Botschaften derselbe Inhalt zugrunde: Kehrt um, sonst gefährdet ihr euch selbst. Und ich finde, daß diese Botschaft ihre Aktualität nicht mit den traurigen Ereignissen des Jahres 1994 verloren hat. Wenn ich an Europa denke und wie dort mit dem Leben umgegangen wird – Abtreibungen, Euthanasie und dergleichen –, oder wie man Witze über die Kirche und den Glauben macht, dann mache ich mir ebenfalls Sorgen.«
Ja, wenn ich an Europa denke …