Mittwoch, 21. September 2016

Fast …

Keine Panik, wir werden jetzt nicht Werbung für eine Fast-Food-Kette machen. Letztlich geht es ja auch nicht um fast food, sondern … ja, worum geht’s eigentlich?

Darum, daß ich vor ein paar Tagen von einer jungen Frau, die in einem großen Modekonzern arbeitet, ein neues Wort gelernt habe: fast fashion. Damit ist gemeint, daß es billige Modeware gibt, die von Anfang an nicht gedacht ist als Gewand, welches man lange trägt, sondern vielmehr als ein Kleidungsstück, das man vielleicht einmal schnell überstreift – etwa zum Discobesuch – und danach in die Abfalltonne wirft. 4,99 Euro kostet das billige Stück, ein Auftritt genügt da. Am nächsten Samstag kaufe ich die nächste schnelle Konfektionsware. Hauptsache schnell: Schnell gekauft, schnell verbraucht, schnell entsorgt.

Denn an das Schnelle sollen wir uns gewöhnen. Schließlich gibt’s ja auch die schnelle Diät, bei der man in zwei Wochen zehn Kilo abnimmt, oder das schnelle Training, bei dem man in sechs Wochen endlich das Six Pack bekommt.

Dumm nur, daß es einen Bereich gibt, in dem das Schnelle nicht funktionieren will. Und das ist das Leben. Unser Leben. Denn das Leben hat mit Wachstum zu tun. Und Wachstum braucht Zeit.

Wir wissen es eigentlich alle. Man wird nicht von heute auf morgen ein Erwachsener, sondern das braucht Zeit. Da nützt kein an den Ohrenziehen und keine probiotische Joghurtkur. Wachsen heißt Reifen, und das braucht Zeit, denn gut Ding will Weile haben, wie es bereits der Volksmund sagt. Oder: Wenn schon Eile, dann mit Weile – festina lente.

Also: Fast life – das gibt’s nicht. Man kann zwar das Tempo erhöhen und Filme drehen, die Fast & Furious heißen, aber das Leben selbst hat dennoch seinen eigenen Rhythmus. Ob man will oder nicht: Neun Monate dauert er normalerweise am Anfang.

Da fällt uns eine Szene mit James Dean ein. Lang, lang ist’s her. In Jenseits von Eden ist Cal, gespielt von Dean, der rebellische Sohn, der es seinem Vater nie recht machen kann. Irgendwann versucht sich dann Dean im Anbau eines großen Gemüsefelds, um seinem Vater, dem Farmer, zu beweisen, daß auch in seinem mißratenen Sohn ein tüchtiger Bauer steckt. Und dann ist da folgende Szene: Dean, der seinen Acker inspiziert, legt sich auf die Erde, um gleichsam die Frucht beim Wachsen zu beobachten und zu erlauschen. Man spürt die ganze Ungeduld Deans, seine Rastlosigkeit, seinen verzweifelten Wunsch, endlich dem Übervater ein Ergebnis präsentieren zu können. Aber er muß warten, geduldig sein, denn das Wachsen der Frucht läßt sich nicht erzwingen. Es gilt, die Langsamkeit zu entdecken.

Wie sagte schon Platon (auch ein paar Jährchen her): »Man kann nicht denken, wenn man es eilig hat.«