Haben wollen wir alle. Gesundheit (»Vor allem Gesundheit!«). Schönheit. Beliebtheit. Intelligenz. Geld und was sonst noch das Verlangen begehrt. Und wenn man eine Ahnung von den Gaben des Heiligen Geistes hat, dann will man naturgemäß auch diese haben. Weisheit zum Beispiel. Oder Stärke.
Doch da ist ein Haken. Der Empfang der Gaben des Heiligen Geistes ist an Voraussetzungen geknüpft. Das bloße Mantra Ich will haben genügt nicht.
Ein Blick in das Evangelium des Pfingstsonntags kann da weiterhelfen. Wir wollen unser Augenmerk auf ein Wort heften, das in diesem Evangelium - über den Apostelkreis hinaus - durchaus auch für uns Anspruch ist. Es steht geschrieben:
»Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus und trat in die Mitte.«Mitte sei das Wort. Mitte ist mehr als eine Ortsangabe. Mitte meint wirklich Mitte. Zentrum. Mittelpunkt. In medio.
Das ist nicht beiläufig vom Evangelisten Johannes festgehalten. Es will besagen: Bist du bereit, Jesus in die Mitte zu lassen? In die Mitte deines Lebens, in die Herzmitte, derart, daß Jesus der Mittelpunkt deines Denkens, deines Gedächtnisses und deines Willens ist?
Wir hätten zwar gerne die schönen göttlichen Gaben, aber wir behandeln den Lieben Gott meist wie einen Kaffeeautomaten. Ein Euro wird in den Schlitz geworfen, und dann hat der Automat gefälligst den Capuccino auszuspucken. Und tut er es nicht, dann ist der Automat defekt.
Beim Lieben Gott deponieren wir unsere Wünsche. Wir hätten gerne dies und das. Und der Liebe Gott hat zu parieren, automatengleich. Tritt das Gewünschte nicht sogleich ein, dann liegt es offensichtlich an Gott, der taub ist oder sonst einen Defekt hat. Daß tatsächlich wir einen Defekt haben, dieser Gedanke ist zu verstörend. Dann lieber keinen Capuccino.
Und doch ist Jesus weiterhin da und will in die Mitte kommen, in die Mitte unseres Daseins, und dies nicht als der Versüßer unseres Lebens, sondern als dessen Herr. Wenn wir bereit sind für diese Mitte, wenn wir einverstanden sind, nicht länger unsere Mitte zu behaupten, sondern diesen Platz Jesus zu überlassen, dann kommen auch unsere Wünsche in die rechte Ordnung.
Frohe Pfingsten!
Grafik: Cathedra Petri. Petersdom. Bernini. Wikicommons by Dnalor.