Samstag, 12. Dezember 2020

Gaudete


Woran denkt, wer den Namen Johannes des Täufers vernimmt?

Vermutlich an einen asketischen, hageren Mann, der seine Zuhörer mit strengsten Worten harsch zurechtweist. Ein Mann, der - wie der Evangelist Matthäus festhält - ein Gewand aus Kamelhaaren trägt und sich von Heuschrecken und wildem Honig ernährt. Ein Mann der Buße und Unerbittlichkeit (s. Mt 3,1ff).

Woran wahrscheinlich die Wenigsten denken, ist, daß eben dieser asketische Mann ein Zeuge der Freude ist. Ja, der Freude.

Das beginnt bereits sehr früh. Schon zu dem Zeitpunkt, als seinem Vater durch einen Engel des Herrn die Geburt dieses Sohnes angekündigt wird, heißt es aus dem Munde des Engels: »Du wirst dich freuen und jubeln und viele werden sich über seine Geburt freuen« (Lk 1,14)

Und so geht es weiter. Als der kleine Johannes als ungeborenes Kind noch im Schoß seiner Mutter Elisabeth ruht, berichtet Lukas über den Besuch der Muttergottes bei Elisabeth. Und da ruft die Mutter des zukünftigen Zeugen aus: »Siehe, in dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib« (Lk 1,44).

Und wieder später – Johannes ist bereits der große Verkündiger, der auf Jesus, das Lamm Gottes, hinweist – steht geschrieben, diesmal aus dem Munde des Täufers selbst: »Wer die Braut hat, ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber, der dabeisteht und ihn hört, ist voller Freude über die Stimme des Bräutigams. Diese Freude hat sich nun bei mir vollendet« (Joh 3,29).

Wie könnte es auch anders sein? Derjenige, der verzichtet auf die Vergeudungen des Vergänglichen und sich sammelt auf das einzig Notwendige hin, der geht nicht leer aus, wie das Vorurteil vermeint, sondern wird ganz im Gegenteil erfüllt mit den Gaben, die bleiben - den Gaben von oben. Und eine dieser grandiosen Gaben ist die Freude.

Wer also nach einem Fürsprecher der Freude sucht, der sollte zu Johannes dem Täufer gehen.

Grafik: wikicommons