Vermutlich kennen Sie die Geschichte?
Eines Tages beschließen die Schildbürger ein Rathaus zu bauen. Der Schweinehirt überzeugt die Versammelten, daß es ein besonderes Rathaus werden muß, eine architektonische Besonderheit. Gesagt, getan.
Schon geht man ans Werk, man mißt, man plant, man baut, und Wochen später steht das neue Rathaus in seiner ganzen Pracht da. Und naturgemäß muß ein solches Rathaus gebührend eingeweiht werden. Mit den entsprechenden Honoratioren und mit allem, was Rang und Namen hat.
Gesagt, getan. Beim Einweihungsfest will verständlicherweise jeder in das neue Rathaus, um dessen Wunder zu bestaunen. Ein Gedränge herrscht, aber auch ein Gepolter. Gepolter? Ja, Gepolter. Denn die hineingehen, treten anderen, die bereits drinnen sind, auf die Füße, oder stolpern, oder fallen gar und stürzen, so daß sie froh sind, wenn sie wieder im Freien sind. Was aber die Draußenstehenden nicht davon abhält, selbst nach drinnen zu gehen. Bis auch sie mit Beulen, Schrammen und hinkend das neue Rathaus hinter sich lassen.
Der schlaue Schneider weiß endlich, was los ist. Woher all die Beulen und Blessuren und blauen Flecken? Woher das Kopfanstoßen und die zerschundenen Gesichter? Im neuen Rathaus… im neuen Rathaus… man sagt es ungern, aber es muß gesagt werden: Im neuen Rathaus ist es stockfinster.
Wie das?
Man kann es drehen und wenden, wie man will. Am Ende bleibt nur die bittere Wahrheit: Es fehlen die Fenster. Es fehlt das Licht!
Wie bitte?
Tja. Was soll man sagen? Man lernt nie aus. Und neulich sagte tatsächlich jemand, die Rathausgeschichte sei womöglich eine Adventsgeschichte. Kann das sein? Gibt es ein schlaues Schneiderlein, welches um die Antwort weiß?
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