Freitag, 8. Februar 2019

Mysterium iniquitatis


Kann man verstehen, wenn Menschen frenetisch applaudieren und jubeln darüber, daß endlich Menschen bis zur Geburt getötet werden können?

So geschehen in New York, Jänner 2019, als der New Yorker Gouverneur Andrew Cuomo das neueste Abtreibungsgesetz unterzeichnet und damit in Kraft setzt. Ein Gesetz, welches rechtsgültig gestattet, daß Kinder, letztlich aus jedem beliebigen Grund, bis zur Geburt getötet werden können, und dies nicht nur von Ärzten, sondern auch von nicht-ärztlichem Personal, etwa Hebammen oder Krankenpflegern.

Und die Juristen und politischen Verantwortlichen dieses infamen Gesetzes, die bei dessen Ratifizierung anwesend sind, schreien vor Begeisterung, immer wieder, geben standing ovations allen, die an der Durchsetzung dieses Gesetzes mitgearbeitet haben.

Geht es noch kränker?

Ja. Denn der Bürgermeister versteht sich als Katholik. Kinder zu töten, ist für ihn - wörtlich - ein «historischer Sieg für unsere Werte». Katholisch zu sein und Handlanger des Todes zu sein, ist für ihn kein Problem.

Geht es noch kränker?

Durchaus. Derselbe Gouverneur, der, man höre und staune, sich vehement für die Abschaffung der Todesstrafe einsetzt, benutzt in seiner Rede zum neuen Gesetzeserlaß immer wieder, wenn es darum geht, Komplizen, die sein Tötungsgesetz unterstützt haben, zu honorieren oder zu dekorieren, die Formel God bless.

Und um dem Horror auch noch die farbliche Note zu geben, ordnet der New Yorker Gouverneur an, daß die Spitze des One World Trade Building – des Hochhauses also, welches auf dem zerstörten Gelände von 9/11 errichtet wurde – nachts rosa illuminiert wird, um die Tötungslizenz weithin sichtbar zu zelebrieren. Rosa, die neue Farbe des Todes. Rosa, die Farbe des Abtreibungsnetzwerkes Planned Parenthood.

Noch einmal: Kann man verstehen, wenn Menschen frenetisch applaudieren und jubeln darüber, daß endlich Menschen bis zur Geburt getötet werden können?

Nein, verstehen kann man das nicht.

Darum auch spricht die Theologie vom mysterium iniquitatis, dem Mysterium der Bosheit. Denn das Böse entzieht sich in seinem diabolischen Gestus letztlich der Vernunft.

Das heißt nicht, daß man vor dem Bösen kapitulieren sollte, weil es eh unverständlich ist. Nein. Man muß, dringender denn je aufzeigen, wie das Böse operiert und manipuliert. Zum Beispiel die permanenten Lügen des Diabolos aufzeigen.

Wurde jahrelang nicht mit der Lüge hausieren gegangen, das ungeborene Kind sei ein Zellhaufen, nichts weiter?

Und jetzt? Ein  voll entwickeltes Kind im neunten Schwangerschaftsmonat, welches kurz vor seiner Geburt steht, ist für jeden sichtbar kein amorpher Zellhaufen. Gleichwohl wird ihm jeder Schutz abgesprochen, woraus man erkennen kann, daß, wenn man die pseudohumanitären Mantras zur Seite legt, es stets nur um die Agenda des Tötens ging, die darüber hinaus sehr lukrativ ist. Und diese Agenda hat ihre Adepten: Abgeordnete, Juristen, Geschäftsmänner, Ärzte, Bürgermeister.

Demjenigen, der wachen Auges auf youtube das Video der Signierstunde sich anschaut, gruselt es vor dem neuen Barbarismus. In die verblendeten Gesichter der Todesberauschten zu schauen, Frauen wie Männer, ist nur mehr erschreckend. Ein amerikanischer Bischof nannte ein Zweitvideo, welches die Abgeordneten im Senat zeigt, die die soeben geschehene Beschlußfassung des neuen Tötungsgesetzes beklatschen, «eine Szene aus der Hölle».

«Weh denen», so heißt es beim Propheten Jesaja 5,20ff, «die das Böse gut und das Gute böse nennen, die die Finsternis zum Licht und das Licht zur Finsternis machen (…) die den Schuldigen für Bestechungsgeld freisprechen und dem Gerechten sein Recht vorenthalten.»

Es sind apokalyptische Zeiten. Doch Maria, die Jungfrau der Apokalypse, ist wie eh und je «die Siegerin in allen Schlachten Gottes» (Pius XII.). Sie zertritt die lügnerische Schlange.

Grafik: Miguel Cabrera, The Virgin of the Apocalypse. wiki commons