Freitag, 11. Januar 2019

Die Freude


An Weihnachten verkündet der Engel den Hirten die Freude, und zwar die große Freude: Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude (Lk 2, 10).

Als die drei Weisen aus dem Morgenland, geführt vom Stern, in Bethlehem ankommen, da heißt es in der Heiligen Schrift, daß sie von sehr großer Freude erfüllt wurden (Mt 2,10).

Am Beginn des Neuen Testaments steht damit die Freude. Aber wie kommt man zu dieser Freude, die schließlich das gesamte Neue Testament zur Frohen Botschaft macht?

Zwei Grundvoraussetzungen für die Freude sollten wir beherzigen. Die erste lautet: Ohne die Liebe gibt es keine Freude!

Ein Beispiel: Jemand schenkt einer Hausfrau ein Kochbuch. Wenn diese Hausfrau eine Abscheu vor dem Kochen hat, dann ist dieses Geschenk eine Fehlinvestition. Liebt sie es allerdings zu kochen und mag sie es, ihren Mann und ihre Kinder zu bekochen, dann wird sie sich über dieses Geschenk freuen.

Die zweite Grundvoraussetzung für die Freude lautet: Daß ich die geliebte Sache auch besitze und damit genießen kann!

Um bei der Hausfrau zu bleiben: Was habe ich davon, gerne zu kochen, aber mir fehlen permanent die Zutaten, um gute Gerichte zu kochen?

Wer sich also freuen will, sollte dies gut bedenken: Liebe ich? Und werde ich auch besitzen, was ich liebe, oder zumindest irgendwann in den Besitz des Geliebten gelangen?

Die heiligen Drei Könige lieben, in der Tat, denn ihre Sehnsucht nach der Wahrheit ist bereits Liebe, Liebe, die sich ausstreckt, die sich sehnt und die schließlich aufbricht, als der autoritative Stern dieser Sehnsucht den Weg weist.

Wer diese liebevolle Sehnsucht der drei morgenländischen Weisen sehen will, der sollte sich mal das berühmte spätantike Mosaik in Ravenna anschauen, welches in der vorwärtsdrängenden Bewegung der drei Pilger eben die Dynamik der Liebe wunderbar in Stein faßt.

Und die drei Magier finden auch und besitzen. Zunächst haben sie freilich den weiten Weg zu absolvieren. Doch man darf getrost sein, daß sie während ihrer Pilgerreise von der Gewißheit gehalten wurden, einmal zu besitzen, beziehungsweise zumindest von der Vor-Freude bewegt wurden, einmal in den Besitz des Ersehnten zu gelangen.

Und tatsächlich besitzen sie zu guter Letzt, denn sie kommen an. Und jetzt werden sie erfüllt von der Freude, von der großen Freude.

 Grafik:  Sant’Apollinare Nuovo, Ravenna. wiki commons