Ein großer Heiliger der Ostkirche, der heilige Seraphim von Sarov, meinte, das Öl in den Lampen der fünf klugen Jungfrauen sei Symbol des Heiligen Geistes.
Mit anderen Worten: Wer den Heiligen Geist anruft, wer weiß, daß der Heilige Geist mein Seelenfreund ist (dulcis hospes animae, wie es in der Pfingstsequenz heißt), wer also den täglichen vertrauten Umgang mit dem Heiligen Geist pflegt, wer den Heiligen Geist kennt, weil er ihn liebt, der wird, wenn es so weit ist, endgültig Abschied von der Welt zu nehmen, gerüstet sein. Seine Lampe brennt. Er geht nicht in die Finsternis, sondern in den hell erleuchteten Hochzeitssaal.
Und wer den Heiligen Geist ignoriert? Der bleibt draußen, in der schrecklichen Fremde und Freudlosigkeit. Der ist der Dumme, der Verführte, der es in seinem Leben verabsäumt hat, die Dinge im Licht von oben wahrzunehmen.
Was macht nun genau die Klugheit, die man die irdische Schwester der übernatürlichen Weisheit nennen könnte und die zu den vier Kardinaltugenden gehört?
Sie in-formiert uns über die Wirklichkeit. Sie läßt uns die Wirklichkeit so wahrnehmen, wie sie wirklich ist, sie bringt uns in Form, damit wir der Wahrnehmung gemäß schließlich handeln.
Doch einmal gehen einem jeden die Augen auf. Dann, wenn der Ruf ergeht: Geht dem Bräutigam entgegen! Dann hilft kein Feilschen und Drehen und Wenden der Wirklichkeit. Denn der Bräutigam ist tatsächlich der Bräutigam. Und die Seele ist tatsächlich die Braut des Bräutigams.
Ob freilich die Braut bereit für die Hochzeit ist, das hängt davon ab, ob sie in ihrem Leben dem lux beatissima, dem glückseligen Licht (auch dies Pfingstsequenz), gefolgt ist oder der trüben Funzel ihrer Wünsche und Vorstellungen.
Das Verhältnis ist, gemäß dem Evangelium, fünf zu fünf: Fünf Seelen sind bereit und werden in den Hochzeitssaal eingelassen, fünf werden abgewiesen. Die einen werden erkannt, die anderen nicht. Die Türe wird zugemacht. Fünf drinnen, fünf draußen. Endgültig.
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Das sollte einem zu denken geben. Und mehr als das.
Grafik: Diocèse d'Albi