Will man den Kern der ignatianischen Spiritualität erfassen, so kommt man an beim je mehr. Zumal Hans Urs von Balthasar hat, in Anlehung an Przywara, bei seiner Übersetzung der Exerzitien des heiligen Ignatius diesen Ausdruck bevorzugt, wenn es darum ging, den Glutkern der geistlichen Übungen zum Leuchten zu bringen.
Je mehr. Das heißt, daß es in unserem Weg zu Gott und mit Gott keinen Stillstand gibt. Auch keinen Superlativ. Wir können nie sagen: Ich habe das Beste heute für Gott getan. Das Beste würde Gott die Grenze setzen. Wir würden bestimmen, was in den Augen Gottes das Beste ist. Derart würden wir vergessen, daß eben dieser Gott nicht nur der je Größere ist, der alle unsere Konzepte, und seien sie noch so wohlgemeint, um ein Unendliches übersteigt, sondern stets auch der je Kleinere, der in Seiner Demut unsere Bemühungen zur Bescheidenheit gleichfalls um ein Unendliches unterfängt.
Deus semper maior. Deus semper minor.
Darum leuchtet der Ordensspruch der Jesuiten bis heute. Denn das Ad maiorem Dei gloriam ist gleichsam die gültige Prägung des jesuitischen Komparativs, die Haltung der Steigerung, die sich nicht selbstgenügsam einrichtet, sondern auf immer verfügbar bleibt dem Herrn gegenüber, dessen größerer Ehre jeder Dienst zugeordnet ist.
Manch einer hätte vermutlich für das Maximum optiert: Alles zur größten Ehre Gottes. Aber auch hier wahrt Ignatius den realistischen Platz. Dem unendlich großen und kleinen Gott schenken wir unser magis, unser mehr, und überlassen Ihm den Superlativ. Und reihen uns damit ein in die Schar derjenigen, die nicht aufhören, den Weg zu Ihm weiter zu gehen. Tiefer zu gehen. Höher zu gehen. Mehr zu lieben – je mehr als gestern. Und so sich übernehmen zu lassen in das unendliche Meer Seiner grenzenlosen Liebe.
In den Worten des Fundaments der Exerzitien: Um »einzig das zu ersehnen und zu erwählen, was mehr hinführt zum Ziel, auf das hin wir geschaffen sind«.