Manchmal ergibt sich auf welthistorischer Ebene und also im großen Maßstab eine Konstellation, die einem schlaglichtartig vor Augen führt, was einen jeden Menschen angeht.
Am 5. März 1953 stirbt nahe Moskau der Massenmörder Stalin.
Am selben 5. März 1953 stirbt in Moskau der Komponist Sergei Prokofjew.
Am Tag des Begräbnisses der beiden Toten kommt es nun zu folgender Konstellation in Moskau:
Eine riesige trauernde Menschenmenge bewegt sich zum Katafalk des Diktators, um tränenreich und hysterisch von dem Aufgebahrten Abschied zu nehmen.
In der entgegengesetzten Richtung, in einer Parallelstraße, bewegt sich gleichfalls eine Prozession. Es ist die überschaubare kleine Zahl der Trauernden, die dem Komponisten die letzte Ehre erweisen. Einige Männer tragen dabei den Sarg Prokofjews auf ihren Schultern. Im Zug dieser Trauernden befindet sich unter anderen der Cellist Mstislaw Rostropowitsch und der Kollege des Toten, Dmitri Schostakowitsch, der unter Stalin dauerhaft dem Damoklesschwert der Verhaftung ausgesetzt war.
Zwei Wege. Zwei Richtungen. Und ein jeder hat die Wahl, welchen Weg er nimmt. Das gilt damals wie heute.