Der Heimatlose irrt umher. Er ist der Vagabund ohne Ursprung und ohne Ziel. Schlimmer noch: Er ist derjenige, dem die Sehnsucht abhanden gekommen ist. Denn die tiefgründigste Sehnsucht eines jeden Menschen ist die nach der Erfüllung, und das heißt die Sehnsucht nach der Heimat des ewigen Lebens, wo alle Tränen versiegen, wo der Tod nicht mehr sein wird, und keine Trauer, und keine Klage, und kein Schmerz (vgl. Offb 21,4).
Wer sich nicht länger sehnt, dessen Leben vertrocknet bereits auf Erden. Dies kann glamourös verdeckt sein. Manchmal zeigt erst das Alter, wenn die Schminke fällt, wie karg das gelebte Leben, welches ohne die Ewigkeit gelebt wird, ist.
Die Schlußfolgerung daraus ist: Wer dem Menschen von heute den echten Geschmack am Leben vermitteln will, sollte ihn der Ewigkeit aussetzen. Im Bild gesprochen: Der Mensch sollte wieder eine Ahnung davon bekommen, daß der Zug, dessen Passagier er ist, nicht im Nirgendwo endet, sondern in der Fülle. Und der Mitreisende, der um das Ziel gnadenhalber weiß, sollte versuchen, stets neu die Sehnsucht des besagten Passagiers zu wecken. Denn die Sehnsucht ist kein Sedativum, sondern, wie Augustinus es nennt, dein Gebet. Sie ist der Zunder, der das Herz brennen läßt. Nicht umsonst ist das lodernde Herz zum ikonographischen Zeichen des heiligen Augustinus geworden. Aus dieser brennenden Mitte stammt auch dieses andere, wunderbare Wort des heiligen Kirchenvaters:
»Die Heiligen besitzen schon die Krone, wir vereinen uns in Liebe und hoffen auf ihre Krone. Gemeinsam ersehnen wir das Leben, das wir hier unten nicht haben können und das wir nie haben können, wenn wir es nicht zuvor ersehnen.«