Für A. de S.-M.
Eine aufgelassene Therme. Steine. Pfützen. Ausgestorbenes Gelände.
Es ist die letzte, lange Szene in Tarkowskis Film Nostalghia.
Andrei, der Schriftsteller auf der Suche nach der wahren Heimat, ist auf seinem letzten Gang. Er hat das rauhe, mit Pfützen durchsetzte Becken des Bagno Vignoni, welches der heiligen Katharina von Siena geweiht ist, zu durchqueren. Und er hat dies zu tun mit einer brennenden Kerze in der Hand.
Andrei entzündet die Kerze und beginnt den Gang. Es ist kein leichter Gang, kein müheloses Gehen. Jeder Schritt ist eine Anstrengung, denn es gilt, den Weg zu finden und zugleich das verwundbare Licht zu schützen.
Der erste Gang scheitert. Denn das Licht in Andreis Händen erlischt.
Er geht zurück zum Beckenrand, an den Anfang, und beginnt ein zweites Mal. Diesmal kommt er weiter. Doch auch diesmal, obgleich er mit seinem Mantel das Licht zu schützen sucht, verlischt der Schein im Wind.
Wieder zurück. Wieder gehen. Ein drittes Mal. Es ist die letzte Anstrengung. Es geht um tatsächlich Alles. Es ist die Frage der Fragen: Wird es gelingen, dieses kleine Licht durch die Wüste der aufgelassenen Therme zu tragen, durch die Steine, durch die Wasserpfützen, in den rettenden Aufgang?
Mit letzter Kraft geht Andrei vorwärts. Es ist das dritte Mal. Und Andrei kommt an im Hafen der Unendlichkeit. Das Licht brennt. Andrei schafft es, die kleine Kerze mit dem kleinen Licht in Sicherheit zu bringen. Seine Hände haben nicht versagt. Seine Hände… Und eine Musik ertönt, sehr leise: Requiem... et lux... Es sind die verhauchenden Töne des Verdischen Requiems, unter denen Andrei zusammenbricht.
Et lux perpetua.