Freitag, 25. November 2016

Pater Pio II

Warum ist das Knien eine urmenschliche, durch und durch personale Gebärde? – Weil der Mensch, indem er sich zur Erde niederbeugt, mit seinem Leib bekennt, daß er aus Staub gebildet ist, aus Lehm. Und damit anerkennt der Mensch, daß er Geschöpf ist und also sein Leben dem Größeren verdankt – Gott, dem Schöpfer.

Dies vorausgeschickt, leuchtet ein, daß derjenige, der die Unperson schlechthin ist – in den Worten der Heiligen Schrift: der Mörder von Anbeginn (Joh 8,44) – eben die kennzeichnende Gebärde des Knieens verweigert, um derart seine zwanghafte Revolte gegen den Schöpfer endlos stupide zu reproduzieren.

Pater Pio, der heilige Kapuzinermönch, erzählt diesbezüglich eine bezeichnende Geschichte. Der heilige Pater spricht von »einem einfachen Priester«, aber es ist wohl bekannt, daß dieser einfache Priester zugleich eine Erfahrung weitergibt, die Pater Pio selbst zuteil wurde.

Der Bericht des Heiligen lautet:
»Ich habe in einem Buch von einem einfachen Priester gelesen, der in der Sakristei Beichte hörte. Plötzlich trat ein Mann ein, um die vierzig, mit schwarzen Augen, grau meliertem Haar, dunkler Jacke und gestreiften Hosen. Er überholte alle Wartenden, trat vor den Beichtvater hin und blieb stehen. Der Priester forderte ihn auf, niederzuknien. Der Mann erwiderte: ›Ich kann nicht!‹

Der Priester dachte, er könne krankheitshalber nicht knien und fragte sogleich nach den begangenen Sünden. Der Mann zählte so viele Sünden auf, daß es schien, als ob er alle Sünden dieser Welt begangen hätte. Nachdem der Priester diesem seltsamen Pönitenten die entsprechenden Ratschläge erteilt hatte, forderte er ihn erneut auf, wenigstens sein Haupt etwas zu neigen, da er ihm die Lossprechung erteilen wolle.

Aber der Mann erwiderte wieder: ›Ich kann nicht!‹

Daraufhin sagte der Priester: ›Mein Freund, wenn du am Morgen die Hosen anziehst, beugst du da nicht auch den Kopf ein wenig nach unten? Ja oder nein?‹

Der Mann schaute den Priester empört an und antwortete: ›Ich bin Luzifer, in meinem Reich beugt man sich vor nichts und niemandem.‹«
Und Pater Pio beschließt seinen Bericht mit den Worten:
»Wenn sich Luzifer und die Dämonen noch nicht einmal vor Gott beugen können, dann wird es ihnen erst recht nicht möglich sein, jemals ins Paradies einzutreten.«

Grafik:   Pierino Galeone, Pater Pio – mein Vater, Kisslegg 22011, 74.