Donnerstag, 23. Februar 2017

Himmelsschrei

www.himmelsschrei.com
Ein jeder, der sich mit dem Thema Abtreibung beschäftigt, und dies nicht, um politisch korrekt daherzuschwätzen, sondern um redlich-verantwortungsvoll sich den Fakten zu stellen, wird einsehen, daß die wirkmächtigsten Waffen gegen dieses epidemische Übel die geistigen sind: Gebet, Fasten, Opfer.

Man denke an das Wort Jesu aus dem Markusevangelium, der den konsternierten Jüngern, die einen mondsüchtigen Knaben nicht vom Dämon der Fallsucht befreien konnten, auf deren Frage nach der Ursache ihres Unvermögens die bündige Antwort erteilt: Diese Art (von Dämonen) kann nur durch Gebet (andere Lesart: durch Gebet und Fasten) ausgetrieben werden (Markus-Evangelium 9,29).

Darum ist es äußerst begrüßenswert, daß eine neue Initiative eben diese Weisung Jesu ernstnimmt und in die Tat umsetzt.

Es ist sehr einfach: Die neue Homepage Himmelsschrei lädt dazu ein, zu beten und zu fasten, um das Ende der Abtreibungsgeißel zu beschleunigen. »Alles menschliche Mühen«, so die Verantwortlichen, »ist angesichts des Ausmaßes dieses Unrechtes wie ein Tropfen im Ozean, deshalb möchten wir mit vereinten Kräften den Himmel bestürmen.«

In einem beigefügten Fastenkalender kann man sich unkompliziert eintragen, um sich derart mit anderen im selben Anliegen zu vereinen.

Dank allen, die mitmachen!

Grafik:   Screenshot der vorgestellten Homepage.

Freitag, 17. Februar 2017

»Sieh, o Mensch …«

»Sieh, o Mensch, das Leben, das dir hier auf Erden gegeben ist, nicht für eine Stätte des Vergnügens an, darin jedem Befriedigung seiner Neigung werde; denn dieses Leben ist eine Laufbahn zum fernen Ziel … Dieses Leben ist ein Kampfplatz …

Der Geist des Menschen ist auf dieser Erde nicht daheim; er ist aus Gott und kann nur in Gott seine wahre Ruhe, nur in Gott das ewige Leben, die unvergängliche Krone finden. Der Menschengeist ist dazu hierher verpflanzt, damit er im Wettlauf geübt, im Kampf gehärtet, tüchtig werde, am Ziel den Preis zu erlangen.

Mensch, wie du dieses Leben ansiehst, so bist du selbst!

Du bist ein irdisches, elendes, dich selbst quälendes Wesen, wenn dir dieses Leben nur für einen Zeitvertreib, für eine Jagd nach Vergnügen gilt. Ach, du erjagst doch nichts als Herzeleid und Gewissensbisse. Du bist ein irdisches, dich selbst quälendes Wesen, wenn du nur lebst, um zu essen, um zu trinken, jeder Lust deines Herzens zu frönen.

Du bist oder wirst ein himmlisches, geistiges Wesen voll Licht, Liebe, Seligkeit, wenn du dieses Leben für einen Kampfplatz ansiehst, auf dem wider alles Ungöttliche gestritten werden muß.«

Johann Michael Sailer, Bischof zu Regensburg, † 1832, aus der Abhandlung Von einer höheren Betrachtung des menschlichen Lebens. 

Grafik:   Yamaoka / pixelio.de

Freitag, 10. Februar 2017

Bernadette

Wer über Lourdes, den französischen Wallfahrtsort schreibt, der schreibt naturgemäß über Maria. Und über Bernadette, die Seherin, der das Privileg zuteil wurde, achtzehnmal die Muttergottes zu sehen.

Man vergißt über soviel Bevorzugung vielleicht die Kehrseite dieses Lebens, die der lichtumstrahlten Gestalt der Erscheinungen korrespondiert: Nämlich daß Armut, Krankheit und Erniedrigung die lebenslangen Gefährtinnen der begnadeten Seherin waren.

Im Kloster, in welches Bernadette nach den Erscheinungen  eintritt, wird ihre Profeß immer wieder hinausgeschoben, da man sie für ein kleines, dummes Ding hält. Daß sie von Kindheit an eine Kranke ist, die an Asthma leidet, und im Kloster eine gedemütigte Schwerkranke, die an schmerzlichster Knochenmarkstuberkulose dahinsiecht, sind nur einige Fakten dieses Lebens, das, je mehr man über es erfährt, um so unbegreiflicher wird.

Zum Beispiel die dritte Erscheinung am 18. Februar 1858.

Da sagt Maria zu der vierzehnjährigen Bernadette: »Ich verspreche Ihnen nicht, Sie in dieser Welt glücklich zu machen, sondern in der anderen«.

Wer, wenn er diese himmlische Aussage vernimmt, fährt nicht innerlich zusammen? Hat Mariens Sohn nicht selbst gesagt: »Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben« (Johannesevangelium 10,10). Gilt diese Zusage Jesu nicht für Bernadette?

Doch, sie gilt auch Bernadette. So wie sie für jeden Christen gilt, der tatsächlich Christ sein will. Aber nur, wenn der Christ – und da kann Bernadette die unerbittliche, prophetische Lehrmeisterin für uns heute sein –, wenn der Christ ernst macht damit, die omnipräsente Vergötzung der Welt zu beenden. Denn dem Christen ist die Welt nicht das, für was sie sich gemeinhin präsentiert. Sie ist nicht das glitzernde Sesamöffnedich für die totale Erfüllung. Die Welt und ihre sogenannten Schätze, dies der nüchterne biblische Befund, vergehen. Wer sich daran festhält, ist über kurz oder lang nicht der Glückliche, sondern der Betrogene.

Mit Trübsinn hat das nichts zu tun, mit billiger Vertröstung auf Jenseitiges ebenso wenig. Alles dagegen mit Augen, die sich öffnen und zu sehen anfangen und derart einzuschätzen vermögen, was die Welt zu bieten hat und was nicht. Klug ist derjenige, der die Welt als eine vorläufige wahrnimmt und auf diese desillusionierende Weise der von Christus verheißenen sehr realen Lebensfülle nahekommt. Wer in der Welt in der ersten Reihe sitzen will und sich dort einrichtet, so als sei diese Welt die bleibende Stätte, wird unglücklich. Bernadette hatte selbst die geliebte Grotte loszulassen … Wer dagegen klaglos in der Welt den letzten Platz einnimmt und sich ausrichtet auf die zukünftige Stadt hin, die himmlische, die bleibende, der hat gute Chancen, schon jetzt glücklich zu werden.

Hat sich also die Muttergottes geirrt, als sie zu Bernadette sagte, sie werde in dieser Welt nicht glücklich?

Nein, die Muttergottes hat die Wahrheit gesagt. Man muß nur genau hinhören. In dieser Welt, sagt Maria. Und so stimmt es. In dieser Welt wurde Bernadette nicht glücklich, denn niemand wird in dieser vergänglichen Welt glücklich. Nur in der anderen. Doch diese andere Welt kann, wer will, jetzt anfangen.

Darum ist es die pure Wahrheit, wenn Bernadette bekennt: »Sehen Sie, meine Geschichte ist ganz einfach. Die Jungfrau hat sich meiner bedient, dann hat man mich in die Ecke gestellt. Das ist nun mein Platz, dort bin ich glücklich, und dort bleibe ich.«

Grafik:   Wikimedia Commons

Freitag, 3. Februar 2017

Das irrende Gewissen

Herr P., von dem wir im letzten Beitrag berichteten, hat noch einen anderen Trumpf im Ärmel. Denn wenn alle Stricke reißen, sprich, wenn er doch irgendwann darauf kommen sollte, daß seine sogenannte Gewissensentscheidung bereits im Ansatz die falsche war, dann – und auch das ist übliche moderne Einrede – kann er sich derart lossprechen, daß er behauptet, er habe halt lediglich seinem irrenden Gewissen Folge geleistet.

Mit anderen Worten: Herr P. ist, wie man es auch dreht und wendet, immer auf der Siegerseite. Sein Gewissen ist nicht länger die göttliche Instanz in ihm, sondern sein Gewissen ist nun tatsächlich mutiert zu seinem Gewissen, und dieses autonome Gewissen ist imprägniert gegen alle Einwände. Herr P. bestimmt, Herr P. gibt vor, Herr P. ist der Unschuldige. Noch das irrende Gewissen bringt nicht zum Nachdenken. Ganz im Gegenteil. Das irrende Gewissen, gleichsam sakrosankt, muß jetzt dazu herhalten, endgültig zugunsten von Herrn P. zu votieren: Er hat halt nicht anders können.

Und ist Herr P. ein Theologe, dann kann man fast sicher sein, daß er Thomas von Aquin herbeizitieren wird, um kraft dessen Autorität ein für allemal seine Position zu zementieren. Schließlich habe doch auch der engelgleiche Lehrer nichts anderes behauptet, als daß man seinem irrenden Gewissen auf jeden Fall folgen müsse.

Weiß es Herr P. nicht oder verschweigt er absichtlich, was er weiß?

Denn der heilige Thomas von Aquin ist ein denkbar ungeeigneter Apologet für Herrn P.’s verwerfliches Handeln. Auch diesbezüglich stellt Robert Spaemann die Faktenlage richtig:
»Bei der Berufung auf die Heiligkeit des irrenden Gewissens wird oft Thomas von Aquin zitiert, der feststellt, es sei auch dann schuldhaft, gegen das Gewissen zu handeln, wenn das Gewissen irrt. Leider wird fast nie der zweite Teil desselben Textes zitiert, in dem es heißt, dem in sittlicher Hinsicht irrenden Gewissen folgen, sei ebenfalls schuldhaft, weil nämlich der Gewissensirrtum des Nichtvernehmens eines unbedingten Anspruchs selbst ein sittlicher Defekt sei. Es komme also vor allem darauf an, diesen Defekt zu beheben«.
(in: Grenzen, Kapitel »Das Entscheidungsrecht der Frau …«, 382–391, hier 389)
Es bleibt dabei: Herr P. hat dem Gewissen nicht zugehört, sondern schlechterdings weggehört. Das hat ein Leben gekostet.

Grafik:   Von uit privébezit, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3660604